Die große Überraschung ist perfekt: Im neunten Anlauf gelingt den Eisbachtaler Sportfreunden mit einem 3:2 (2:0) der ersehnte erste Pflichtspielsieg 2025 – und das im Derby gegen die TuS Koblenz. Während die drei Punkte den Eisbären etwas Luft zum Atmen im Tabellenkeller der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar verschaffen, erleiden die Schängel einen herben Rückschlag im Kampf um Relegationsplatz zwei.
Sportfreunde-Trainer Thorsten Wörsdörfer schien schon beim Verlassen der heimischen Wohnung in Limburg eine leise Vorahnung gehabt zu haben. „Ich habe zu meiner Frau gesagt, bevor ich zuhause weg bin, dass wir das Ding heute gewinnen,“, schmunzelte der Ex-Profi nach dem Derbysieg vor rund 600 Zuschauern.
Der Sieg war keineswegs unverdient, lagen die Eisbachtaler zur Halbzeit doch verdient mit 2:0 in Front und hätten bei einer besseren Chancenverwertung sogar noch höher führen können. Begünstigt durch Fehler im Koblenzer Aufbauspiel gingen die Westerwälder mit ihren ersten beiden Tormöglichkeiten prompt in Front: Einen Querpass von Lukas Reitz fälschte Marcel Wingender vor die Füße von Jonathan Kap ab, der TuS-Keeper Michael Zadach bei seinem wuchtigen Schuss ins kurze Eck keine Abwehrchance ließ (6.). Und auch bei Torchance Nummer zwei durften die Sportfreunde prompt wieder jubeln: Nach einem schlampigen Querpass der TuS-Hintermannschaft spritzte Jonas Kahles dazwischen. Der Eisenbacher blieb eiskalt und knallte das Spielgerät ins lange Eck (12.).

Mit dem frühen Doppelpack im Rücken spielten die Eisbären eine souveräne Partie, während Koblenz es nicht schaffte, wirklich zwingende Torabschüsse zu kreieren. Wenn es zwingend wurde, dann vor dem TuS-Tor: Luis Hesse scheiterte aus spitzem Winkel im Strafraum an Zadach (30.). Jonah Arnolds schob zwar freistehend den Ball am Koblenzer Keeper vorbei, doch das Spielgerät prallte vom Innenpfosten zurück ins Feld (36.). Wenige später traf der SFE-Torjäger dann aus aussichtsreicher Position noch das Außennetz (40.) Die einzig wirklich zwingende Tormöglichkeit in Abschnitt eins für die Gäste aus der Rhein-Mosel-Stadt hatte die Elf von Michael Stahl mit dem Halbzeitpfiff, als Yasin Yaman aus rund sieben Metern knapp rechts am Eisbachtaler Gehäuse vorbeiköpfte (45.+3).
Nach dem Wiederanpfiff präsentierten sich die Gäste dann deutlich wacher und effektiver, was prompt belohnt wurde: Sportfreunde-Kapitän Max Olbrich erwischte seinen früheren Mitspieler Lukas Tuchscherer im Strafraum am Fuß, so dass Schiedsrichter Nils Grauer rund 30 Sekunden nach Wiederanpfiff auf den Elfmeterpunkt zeigte. Marcel Wingender traf sicher zum Anschlusstreffer (47.) und es sollte sogar noch besser kommen: Ein langer Einwurf von der rechten Seite wurde quer durch den Eisbachtaler Strafraum auf den langen Pfosten verlängert, wo der freistehende Karim Zeghli, der bereits im Hinspiel genetzt hatte, zum umjubelten 2:2-Ausgleich traf (51.).

Hiernach hatte Koblenz mehr vom Spiel und erhöhte merklich den Druck. Was allerdings ausblieb: Ein weiterer Treffer der Gäste. Der fiel dann auf der anderen Seite, wieder begünstigt durch einen Abspielfehler der Koblenzer. Jonas Kahles hatte freie Bahn zunächst, scheiterte aber zunächst an TuS-Keeper Michael Zadach. Der Abpraller landete allerdings wieder beim Eisbären-Stürmer, der quer auf den mitgelaufenen Jonah Arnolds legte. War der Sportfreunde-Goalgetter sechs Minuten zuvor noch freistehend am TuS-Zeberus gescheitert (72.), blieb er dieses Mal cool und schob zum umjubelten Führungstreffer für die Sportfreunde ein. Koblenz investierte in der Folge fiel und wollte noch zum Ausgleich kommen, doch mehr als einen Abschluss von Damir Grgic, der aus spitzem Winkel per Volleyabnahme den Ball am langen Eck vom Niklas Kremer gehüteten SFE-Gehäuse vorbeisetzte (84.) gelang den Gäste von Rhein und Mosel nicht mehr.
Da die TuS in der Schlussphase mit Macht den Ausgleich erzwungen wollte, ergaben sich für die Eisbären zwangsläufig Abschlussmöglichkeiten. Doch gleich drei 100-prozentige Torabschlüsse ließen Jonas Kahles (90.+1), Luis Hesse (90.+2) und Niklas Heuser (90.+3) im direkten Duell mit TuS-Keeper Michael Zadach ungenutzt, so dass bis zum Ende der vierminütigen Nachspielzeit Zittern auf Seiten der Westerwälder angesagt war. Doch mit dem Schlusspfiff des souveränen Schiedsrichters Nils Grauer brach sich die Erleichterung ihre Bahn und der Jubel war bei den Sportfreunden groß, während die Koblenzer enttäuscht auf dem Platz niedersanken.

Eisbachtals Trainer Thorsten Wörsdörfer musste erst einmal durchatmen nach dem Schlusspfiff: „Meine Jungs hätten bei Hitchcock als Co-Autor auftreten können. Der Spannungsbogen war heute schon höchst interessant. Wir hätten in der ersten Halbzeit das 3:0 und 4:0 machen müssen. Dann wäre das Ding im Sack gewesen. So blieb es nach dem 2:2 spannend bis zum Schluss. Insgesamt haben die Zuschauer aber eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft gesehen, vom Torwart bis über die Einwechselspieler. Jeder ist heute ans Limit gegangen. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft.“
Wörsdörfers Gegenüber Michael Stahl sprach von einem verdienten Sieg der Eisbachtaler und musste die Niederlage erst einmal verdauen: „Mich ärgert, dass wir die Mannschaft waren, die am Ende unnötig in einen Konter läuft und nicht geduldig genug war. Es war bitter, dass wir am Ende das 3:2 in einer Phase kassieren, in der Nichts darauf hingedeutet hat. Insgesamt hatten wir heute in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel gefunden und Eisbachtal beide Tore aufgelegt. Nach der Pause hatten wir dann sehr gute 30 Minuten, die am Ende aber nicht belohnt wurden.“
Statistik
SF Eisbachtal: Kremer – Erol (75. J. Muth), Plum, Jung, Jost – Olbrich – Reitz (86. Heuser), Hesse, Kap, Kahles – Arnolds (80. Zey)
TuS Koblenz: Zadach – Yaman, von der Bracke, Grgic, Zeghli – Tchadjei (28. Tuchscherer), Wingender, Alsbach (80. Selinger), Yeboah – Hysenaj, Blagojevic
Schiedsrichter: Nils Grauer (Nieder-Wiesen)
Zuschauer: 600
Tore: 1:0 Jonathan Kap (6.), 2:0 Jonas Kahles (12.), 2:1 Marcel Wingender (47., Foulelfmeter), 2:2 Karim Zeghli (51.), 3:2 Jonah Arnolds (78.)