Nach der Pause Partie gedreht: Erster Sieg nach mehr als zwölfeinhalb Jahren in Engers

Dass die Eisbachtaler Sportfreunde das erste Mal seit mehr als zwölfeinhalb Jahren am Ende wieder ein Spiel am Wasserturm in Engers gewinnen würden, damit hätte am Freitagabend zur Halbzeit wohl die wenigstens gerechnet. Zu wenig lief bis zu diesem Zeitpunkt bei den Westerwäldern zusammen, während die Gastgeber nicht unverdient mit 1:0 in Front lagen. Doch nach 90 Minuten waren sich viele der 300 Zuschauer einig: Die Eisbären gingen verdient im Neuwieder Stadtteil beim Kreisderby in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar vom Platz.

Die erste Halbzeit erinnerte die mitgereisten Fans der Sportfreunde relativ schnell an ein schon bekanntes Muster, dass die Elf von Trainer Thorsten Wörsdörfer immer wieder in dieser Saison zeigt: Zu viele einfache Ballverluste, gepaart mit Schwächen beim Verteidigen von Standards des Gegners. Zudem machte des Engers in Abschnitt eins gut, lauerte auf die Fehler der Sportfreunde und schaltete dann blitzschnell um. „„Das haben wir nicht gut verteidigt“, ärgerte sich Thorsten Wörsdörfer nach der Partie. Bereits nach elf Minuten hatte sein Team Glück, als SFE-Keeper Niklas Kremer beim Herauflaufen einen Tick zu lange zögerte, der allein auf ihn zulaufende Engerser Enrico Rößler umkurvte ihn, setzte das Spielgerät dann allerdings aus spitzem Winkel nur an den Pfosten (11.).

Eisbachtals Tom Trabusch (links) läuft dem Engerser Enrico Rößler (rechts) davon.

Wenig später hatte Jerome Zey auf der Gegenseite die erste Möglichkeit für die Sportfreunde, doch sein Ball gelandete abgefälscht im Toraus (12.). Engers erhöhte den Druck und scheiterte erneut durch Enrico Rößler, dessen Schuss auf den kurzen Pfosten Niklas Kremer zur Ecke klären (15.). Ein Standard sollte dann für die Führung der Gastgeber sorgen: Einen von rechts hereingeschlagener Eckball konnte Niklas Kremer am langen Pfosten nur mit der Hand abklatschen lassen, so dass der Ball durch den Eisbachtaler Strafraum flipperte, ehe letztlich ein abgefälschter Schuss Vadym Semchuks den Weg ins Tor fand (17.).

In der Folge erarbeitete sich die Elf von Sascha Watzlawik noch mehrere sehr gute Tormöglichkeiten um die Führung auszubauen, doch Justin Klein (24.), Manuel Simons (25.) und Lukas Müller (45.+1) ließen die Torabschlüsse zum Missfallen ihres Trainer ungenutzt. Die Eisbachtaler schafften es ihrerseits nur noch einmal wirklich für Gefahr vor dem Gehäuse der Engeser zu sorgen, doch bei Gabriel Josts gefühlvollem Schuss aus 20 Metern zentral vor dem Tor konnte FVE-Keeper Franjo Serdarusic den Ball noch mit der Hand über die Querlatte lenken (27.).

Was dann allerdings zur Halbzeit in der Eisbachtaler Kabine passierte, dazu wollte sich nicht wirklich jemand im Lager der Westerwälder nach der Partie äußern, doch es schien das richtige Mittel gewesen zu sein, um die Sportfreunde wieder zurück in die Partie zu bringen. Bereits der erste Angriff sollte für den Ausgleich sorgen, denn 20 Sekunden nach Wiederanpfiff zeigte Schiedsrichter nach einem Zweikampf zwischen dem Engerser David Eberhardt und Eisbären-Stürmer Jonah Arnolds im Strafraum der Heimelf auf den Elfmeterpunkt. Eisbachtals Kapitän Max Olbrich ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte sicher zum 1:1 (47.).

Der frühe Ausgleich wirkte wahre Wunder, denn die Gäste waren von nun an präsenter auf dem Feld, setzten Engers früh unter Druck und feierten, mit den eigenen Fans im Rücken, auch immer wieder gewonnene Zweikämpfe. Ein Fehler von Engers sollte dann die Eisbachtaler auf die Siegerstraße bringen: Völlig ohne Note geriet ein Rückpass von Vadym Semchuk zu Keeper Serdarusic zu kurz, so dass Jonas Kahles dazwischen sprintete, den FVE-Schlussmann umkurvte und zum umjubelten 2:1 für die Eisbachtaler einschoss (53.). Gleich zwei Mal Glück hatten die Eisbären dann aber als FVE-Kapitän Christian Meinert einen Freistoß zunächst von rechts nur auf die Torlatte setzte (64.), ehe Manuel Simmons einen Kopfball nach einer Ecke knapp neben das Gehäuse der Westerwälder setzte (66.). 

Hochbetrieb herrschte in dieser Szene vor einem Eckball im Engerser Strafraum. In einer ähnlichen Szene traf Eisbachtals Jonah Arnolds (3. von rechts) per Kopf zum 3:1-Endstand.

Auf der Gegenseite zeigten die Eisbachtaler dann wie es besser ging, als der eingewechselte Lukas Reitz eine Ecke an den kurzen Pfosten brachte, wo Jonah Arnolds den Ball per Kopf über Engers-Keeper Franjo Serdarusic hinweg ins lange Eck hinein verlängerte zum 3:1. Arnolds (79., 81.), Reitz (83.) und Gabriel Jost (90.+4) ließen hiernach noch weitere Hochkarätige Chancen liegen, nachdem die Watzlawik-Elf volles Risiko ging und sich so den Sportfreunde Räume zum Kontern boten. Letztlich sollte Engers aber nur noch zu Halbchancen kommen, die die Eisbachtaler nicht wirklich in Bedrängnis brachten. Als nach insgesamt sieben Minuten Nachspielzeit der Schlusspfiff erklang, war auf Eisbachtaler Seite die Erleichterung groß.

„Die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit Emotionen und Leidenschaft gezeigt und dazu auch richtig gut Fußball gespielt. Unter dem Strich haben wir verdient gewonnen. Wir haben in der zweiten Halbzeit heute gesehen, was möglich ist. Es war ein besonderer Abend für uns nach den letzten beiden Wochen, in denen wir Tiefschläge kassiert haben“, lobte Eisbachtals Trainer Thorsten Wörsdörfer seine Elf nach einem „rundum gelungenen Abend“, wie ihn der 57-Jährige bezeichnete. Engers-Trainer Sascha Watzlawik war dagegen angefressen, denn auch im siebten Heimspiel in dieser Oberliga-Saison gelang nicht der ersehnte erste Heimsieg, bei nunmehr sechs Niederlagen. „Wir haben in fünf Minuten das Spiel komplett zerstört und den Gegner wieder in den Sattel gehoben. Vorne machen wir es einfach nicht und sorgen für die Entscheidung und hinten machen wir dann einfach eklatante Fehler. Das müssen wir abstellen sonst wird es schwer für uns in dieser Saison.“

Sascha Watzlawik (Trainer FV Engers)

Statistik

FV Engers: Serdarusic – Semchuk (63. Lahn), Eberhardt, Szymczak, Meinert – Stieffenhofer (63. Arbursu), Müller – Rößler (84. Willma), von Haacke (76. Borger), Klein (84. Schmitten) – Simons
SF Eisbachtal: Kremer – Jost, Trabusch, Müller, Plum – Brühl, Olbrich – Kahles (73. Kilic), Kap, Zey (70. Reitz, 90. Janz) – J. Arnolds (90. Orani)
Schiedsrichter: Simon Wölflinger (Kusel)
Zuschauer: 300
Tore: 1:0 Vadym Semchuk (17.), 1:1 Max Olbrich (47., Foulelfmeter), 1:2 Jonas Kahles (53.), 1:3 Jonah Arnolds (75.)