Sportfreunde zogen Bilanz: Energiekrise macht den Eisbären finanziell zu schaffen

Die Eisbachtaler Sportfreunde stehen derzeit als ranghöchstes Fußball-Team im Seniorenbereich im Westerwaldkreis dar. Im Sommer 2023 könnte damit allerdings Schluss sein, was allerdings derzeit nicht das einzige Problem des Westerwälder Traditionsvereins ist. Auch die Energiekrise macht den Eisbären und ihrer starken Jugendabteilung stark zu schaffen, wie auf der jüngsten Mitgliederversammlung deutlich wurde.

„Die Inflation und die Energiekosten sind eine große Herausforderung“, brachte es Werner Schmidt vom geschäftsführenden Vorstand der Eisbachtaler gegenüber den Mitgliedern auf den Punkt. „Die Energiekosten verdoppeln sich derzeit. Wir sind dazu in ersten Gesprächen mit der Ortsgemeinde“, so Schmidt. Nachdem in den Vorjahren jeweils ein kleines finanzielles Plus pro Jahr erwirtschaftet werden konnte, wird das im gerade zu Ende gehenden Jahr nicht der Fall sein. „2022 wird Schluss sein mit einem positiven Polster“, so Schmidt. Mit dazu beigetragen hätten auch gestiegene Kosten für Busse zu den Auswärtsfahrten, die die Mannschaften der Eisbachtaler regelmäßig bis ins Saarland oder die Pfalz führen. Insgesamt stehen die Eisbären allerdings weiterhin finanziell solide dar und bewegen sich fernab finanzieller Harakiri-Aktionen wie zu Beginn des Jahrtausends.

Auch sportlich wollen die Westerwälder wieder in ruhigerer Fahrwasser. Während im Jugendbereich dies derzeit überwiegend gelingt, ist ein Sorgenkind aktuell die erste Senioren-Mannschaft, die mitten im Abstiegskampf der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, der fünfthöchsten deutschen Spielklasse, steckt. „Es ist eine schwierige Saison für uns. Bisher haben wir noch keine Top-Arbeit abgeliefert“, räumte Trainer Marco Reifenscheidt gegenüber den Vereinsmitgliedern ein. Hoffnung, dass es am Ende doch noch für den Klassenerhalt in der ab dem Frühjahr anstehenden Abstiegsrunde reichen könnte, schöpft der 41-Jährige nach eigener Aussage allerdings aus den zuletzt gezeigten Leistungen seiner Mannschaft, die in acht Punkten aus fünf Spielen vor der Winterpause gipfelten. Auf Experimente, auch finanzieller Art, will sich der Verein für den Klassenerhalt und die Zukunft der ersten Mannschaft allerdings nicht einlassen. „Wir können und keine gestandenen Oberligaspieler leisten und werden daher unsere Jugendarbeit weiter forcieren“, sagte Patrick Reifenscheidt, der als Sportlicher Leiter bei den Eisbachtalern fungiert.

Um die Jugendarbeit auf professioneller Füße zu stellen, haben die Eisbären Anfang 2022 mit Marc Schilling und Marco Köster neben dem Sportlichen Leiter Jugend, Oliver Kleinmann, sowie André Stendebach vom Vorstand noch zwei Jugendkoordinatoren installiert, die als Bindeglieder zu den Mannschaften im oberen und unteren Jugendbereich gelten. Derzeit spielen bei den Eisbachtalern 188 Kinder- und Jugendliche in zwölf Mannschaften im Jugendbereich Fußball. Teilweise spielen die Teams sogar in der höchsten (C-Junioren) oder zweithöchsten deutschen Liga (B-Junioren) ihrer jeweiligen Altersklasse. Das Einzugsgebiet der Nachwuchsspieler reicht dabei von Nentershausen über Altenkirchen oder Linz bis nach Hessen. Hinzu kommen insgesamt rund 35 Trainer, Torwarttrainer, Physiotherapeutin und Athletiktrainer, „mit deren Arbeit wir sehr zufrieden sind“, wie Oliver Kleinmann erklärte. Der Fußballverband Rheinland hat die langjährige und intensive Jugendarbeit der Eisbachtaler, aus der unter anderem der Nentershäuser Fußball-Weltmeister und Ex-Bundesligatorhüter Roman Weidenfeller hervorgegangen ist, erst Anfang 2022 mit der Ernennung zum Ausbildungsverein im Aufbau ausgezeichnet. „Der Ausbildungsverein im Aufbau ist für uns ein Qualitätsprodukt“, so Kleinmann gegenüber den Mitgliedern, ohne nicht zu gleich einen Ausblick zu wagen: „Unser Ziel ist es, Ausbildungsverein zu werden.“

Für die Infrastruktur haben die Eisbachtaler im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Ortsgemeinde Nentershausen und einem Sponsor den zuvor drei Jahre unter anderem aufgrund eines Wurmproblems nahezu unbespielten Rasenplatz wieder herrichten lassen. Bis der Platz in dem Zustand ist, der von Vereinsseite angestrebt wird, braucht es allerdings noch etwas Zeit, wie Werner Schmidt erklärte. „Mit Düngen und mähen wird er sicher noch eine Ecke besser“, so das Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes, der eine gute Nachricht zu verkünden hatte. Eine Baustelle, die durch den plötzlichen Tod des Vereinswirts Klaus Lotz Anfang November für den Verein entstanden war, ist mittlerweile geschlossen. Die Eisbären haben eine neue Pächterin für ihre Stadionklause, die unmittelbar am Sportplatzgelände liegt, gefunden. „Nun müssen wir hier die Hürde einer neuen Konzession nehmen“, sagte Schmidt. 

Bei der Mitgliederversammlung zeichnete der Vorstand der Eisbachtaler Sportfreunde um Uwe Quirmbach (Mitte) Frank Nett (links), Stefan Perne (rechts) sowie Manfred Beck (fehlt auf dem Foto) für insgesamt 145 Jahre Vereinsmitgliedschaft aus.

Neben der sportlichen und finanziellen Bilanz versäumten es die Eisbachtaler auch nicht, verdiente Mitglieder zu ehren. Manfred Beck, der aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Versammlung teilnehmen konnte, wurde für 70 Jahre Vereinsmitgliedschaft bei den Eisbären sowie deren Vorgängervereinen ausgezeichnet. Der gebürtige Nentershäuser Stefan Perne wurde unterdessen für 50 Jahre und Frank Nett, der als Vorstandsmitglied bei den Eisbachtalern aktiv ist, wurden von Uwe Quirmbach vom Vorstand der Sportfreunde für 25 Jahre Mitgliedschaft bei den Westerwäldern geehrt.

Zudem wurde der Vorstand ergänzt: Mit Nicole Wöltge, Tino Rauch und Christopher Schmidt wählten die Mitglieder der Eisbären drei neue Beisitzer in das Gremium.