Eins ist jetzt schon sicher: Der Abstiegskampf in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar ist nichts für schwache Nerven. Lange Zeit sahen die Eisbachtaler Sportfreunde im Duell mit dem Tabellenvorletzten TuS Mechtersheim wie der verdiente Verlierer aus. Doch die Westerwälder drehten in einer turbulenten Schlussphase die Partie und gewannen mit 4:3 (1:2) und kletterten so außerhalb der Abstiegsränge. Zwei Szenen rund um die 70. Minute waren mitentscheidend für den Spielausgang.
Als nach 68 Minuten Niklas Heuser, der erst kurz vor der Partie für den verletzten Lukas Reitz in die Startelf rückte, für Raoul Petak Platz machte, da hatte der Eisbären A-Junior einen Zettel für Kapitän Max Olbrich mit dabei. Der 29-Jährige dirigierte und sortierte mit allerlei Handbewegungen seine Vorderleute neu, so wie es ihm das Trainergespann Thorsten Wörsdörfer und David Meuer notiert hatte. Die Sportfreunde hatten hiernach wieder mehr Spielanteile. Als dann noch drei Minuten später Mechtersheim den bis dato besten Mann auf dem Feld, Dennis Arnst, aus gesundheitlichen Gründen auswechselte, erfuhr die Partie im Stadion an der Kirschenallee eine erstaunliche Wende.
Die Eisbären, die zuvor lange Zeit verdient zurückgelegen hatten, schafften es ihrerseits wieder mehr Spielanteile zu kreieren und kamen aus dem Nichts zum Anschlusstreffer: Aus rund 35 Metern zentral vor dem TuS-Gehäuse zog Luis Hesse einfach einmal ab und der Ball schlug per Strahl im Winkel zum 2:3 ein (79.). Jetzt investierten die Sportfreunde auch wieder mehr und kamen durch einen sehenswert verwandelten Freistoß von Jonah Arnolds aus 18 Metern ins lange Eck zum 3:3-Ausgleich (84.). Der Startschuss für eine turbulente Endphase, in der beide Seiten versuchten die Partie zu ihren Gunsten zu drehen. Mechtersheim schaffte dabei allerdings gleich mehrfach nicht, SFE-Keeper Tim Weiler aus kürzester Distanz zu überwinden (80., 90.+6), oder hatte Pech, dass Lennard Plum für den einmal geschlagenen Weiler noch vor der Torlinie den Ball wegschlagen konnte (90.+2). Die Eisbären ihrerseits scheiterten durch Jonas Kahles per Doppelchance (90.+3) zwar zunächst, doch Luis Hesse krönte die Eisbachtaler Aufholjagd mit einem Sololauf, begünstigt durch eine zu passiv agierende TuS-Hintermannschaft, und schoss den Ball ins lange Eck, eher unter eine Jubeltraube der Eisbachtaler versank (90.+4)

Dass es überhaupt soweit kommen würde, hatte rund 20 Minuten vor dem Ende keiner mehr für möglich gehalten. „Wir haben es dem Gegner lange Zeit für den Abstiegskampf zu einfach gemacht. Wir haben zu einfach die Tore vorgelegt und zu viele Ballverluste produziert“, resümierte Sportfreunde-Trainer Thorsten Wörsdörfer nach der Partie. Seine Elf kam zwar gut ins Spiel und ging nach einem starken Steckpass von Luis Hesse auf Jonah Arnolds in Führung (30.), doch die Eisbären verpassten es in der Folge nachzulegen. Und so kam es, wie es zuletzt bei den Sportfreunden immer wieder passierte: Prompt fiel der Ausgleich. Dennis Arnst setzte sich im Strafraum stark durch und traf zum Mechtersheimer Ausgleich (36.). Nur eine Minute später sogar das 2:1 für die Gastgeber: Eine ersten Schuss konnte Tim Weiler noch parieren, doch beim Nachschuss von Louis Wagensommer aus abseitsverdächtiger Position war der Eisbären-Schlussmann machtlos (37.).
„Wir haben dann viel weniger gemacht als vorher und waren vollständig von der Rolle“, fasste Thorsten Wörsdörfer das zusammen, was die Zuschauer von den Eisbären bis weit hinein in Halbzeit zwei ab dem Doppelschlag Mechtersheims von den Gästen geboten bekamen. Nahezu folgerichtig fiel der dritte Treffer der Gastgeber durch den starken Dennis Arnst , der eine scharfe Hereingabe von rechts von Max Lichti über die Linie drückte (63.). Was dann aber folgte, war die eingangs beschriebene, an Dramatik nicht zu überbietende Schlussphase mit dem besseren Ende für die Eisbachtaler.

„Wir haben mit dem Tor von Luis noch einmal alles reingeworfen, auch etwas mit dem Mute der Verzweiflung. Das Spiel werde ich in meiner Karriere nie vergessen. Wir waren eigentlich schon mausetot. Was die Mannschaft dann geleistet hat, hat Vieles von davor wieder vergessen lassen“, sagte ein freudestrahlender Thorsten Wörsdörfer nach der Partie zusammen, während sein Gegenüber, TuS-Coach Ralf Gimmy, ernüchtert feststellte: „Wir hatten nach dem 3:1 wahrscheinlich das Gefühl, dass das Spiel gewonnen ist. Da haben sich dann Nachlässigkeiten im gesamten Verbund eingeschlichen und wir sind fahrlässig mit den Torchancen umgegangen. Das ist schiefgegangen.“
Statistik
TuS Mechtersheim: Seyman – Franz, Portella, Wolf (86. Anli) – Imre, Helbig, Bozic – Lichti, Bormeth (70. Hayvali), Arnst (70. Güney) – Wagensommer
SF Eisbachtal: Weiler – Erol (88. J. Muth), Olbrich, Plum, Jung – Kap, Müller – Hesse – Heuser (68. Petak), Arnolds, Kahles (90.+6 M. Muth)
Schiedsrichter: Luca Schilirò (Saarbrücken)
Zuschauer: 224
Tore: 0:1 Jonah Arnolds (30.), 1:1 Dennis Arnst (36.), 2:1 Louis Wagensommer (37.), 3:1 Dennis Arnst (63.), 3:2 Luis Hesse (79.), 3:3 Jonah Arnolds (84.), 3:4 Luis Hesse (90.+4)