Jungs Einwechslung bringt die Wende: Eisbären entgehen peinlicher Pokalblamage

Haarscharf konnte das Fußball-Oberliga-Team der Eisbachtaler Sportfreunde das blamable Aus in Rheinlandpokal-Runde eins noch abwenden: Die Westerwälder setzten sich am Ende mit 3:7 (1:0, 3:3) nach Verlängerung beim A-Ligisten VfL Oberbieber durch. Mit ein Grund für die Wende: Die Einwechslung eines Defensivmanns, der im Neuwieder Stadtteil auf ungewohnter Position ran musste.

So ganz konnte es Eisbachtals Lars-Hendrik Jung nach dem Schlusspfiff nicht fassen: Beinahe wären dem Defensivmann gleich drei Treffer im Fußball-Rheinlandpokal-Wettbewerb gelungen. Doch der 22-Jährige war nicht etwa bei Standards mit aufgerückt und hatte so zumindest für zwei Tore für die Westerwälder gesorgt. Vielmehr war Lars-Hendrik Jung gegen den VfL Oberbieber auf ungewohnter Position anzutreffen: In vorderster Front als Stürmer.

Es war die sprichwörtlich letzte Patrone, die Eisbachtals Trainer Marco Reifenscheidt gegen den ambitionierten A-Ligisten aus dem Neuwieder Stadtteil noch blieb. Der SFE-Coach hatte seine Mannschaft unter anderem aufgrund von Verletzungen und berufsbedingter Abwesenheiten gegenüber der Startaufstellung aus dem Dietkirchen-Test gleich auf acht Positionen durchgewechselt. Nur Luis Hesse, Max Hannappel und Tommy Brühl, der dieses Mal als Kapitän ran durfte, waren wieder von Beginn an dabei.

Die Eisbären taten sich auf dem Kunstrasen in Oberbieber sichtbar schwer und vor allen Dingen in der Defensive gab es immer wieder Wackler und es fehlte die nötige Zuordnung. Eine solche Unsicherheit nutzte Arden Marazyan, der am langen Pfosten freistehend einschob, für die umjubelte des Westerwald-Wied-Kreispokalsiegers (36.). Mit der Hereinnahme von Pascal Heene, der für den verletzten Lukas Reitz ins Spiel kam, und von Johannes Moog, wurden die Eisbären in der Vorwärtsbewegung sicherer – mit Erfolg: Max Hannappel knallte eine Hereingabe von rechts ins VfL-Gehäuse (60.).

Augen zu und durch galt nicht nur in dieser Kopfball-Szene für Eisbachtals spielenden Co-Trainer Paul Lauer.

Dieser Ausgleich hatte allerdings nicht lange Bestand, denn eine umstrittene Situation sollte Oberbieber wieder in Führung bringen: Nach einem Zweikampf im Eisbären-Strafraum ließ Schiedsrichter Jan Schmidt zunächst weiterspielen, doch sein Assistent Oliver Sons, der aus rund 25 Metern Entfernung das Duell von Eisbachtals Pascal Heene und einem Oberbieberer Offensivmann gesehen haben wollte, zwängte Schmidt eine unpopuläre Entscheidung per Fahnenzeichen und anschließendem Kurzgespräch zwischen Referee und Assistent auf. Die Konsequenz: Elfmeter für den A-Ligist und Rote Karte für Pascal Heene wegen Notbremse, was vehemente Proteste des Eisbachtaler Lagers nach sich zog. Doch das half nichts, Schiedsrichter Jan Schmidt blieb bei seinem nachträglichen Elfmeterpfiff. VfL-Mann  Robin Halfmann ließ sich nicht zweimal bitten und netzte gegen Philip Kraft ein (62.). Zehn Minuten später traf Halfmann im strömenden Regen dann nach einem schnell vorgetragenen Angriff über links sogar noch zum 3:1 (72.).

Mit einem Comeback der Gäste aus Nentershausen rechneten hiernach nur die wenigsten der rund 200 Zuschauer und auch die mitgereisten Eisbachtaler Fans traten bereits größtenteils die Heimreise an. Was sie dabei allerdings verpassten, war im Anschluss der Auftritt von Lars-Hendrik Jung, der für Marc Tautz nach 83 Minuten eingewechselt wurde. Jung legte in vorderster Front zunächst für Johannes Moog auf, der humorlos zum 3:2 traf (84.). Danach leitete er einen Zweikampf im Strafraum ein, bei dem Maximilian Hannappel durch einen Kontakt in die Haken zu Fall kam. Jan Schmidt entschied auf Elfmeter für die Sportfreunde, den der Gefoulte zum 3:3-Ausgleich sicher vollendete (86.).

Lukas Reitz (rechts) musste nach einem Foulspiel kurz vor Ende der ersten Halbzeit verletzt ausgewechselt werden.

In der anschließenden Verlängerung bekamen die Eisbären trotz Unterzahl aufgrund ihres erkämpften Ausgleichs immer mehr Oberwasser, was Lars-Hendrik Jung (93.), Gabriel Jost per Freistoß (94.) und Max Hannappel mit seinem dritten Treffer (103.) in der ersten Halbzeit der Verlängerung in drei Tore zum 3:6 ummünzten. Da Oberbieber bereits in der regulären Spielzeit vier Mal gewechselt hatte und sich kurz vor Abpfiff der ersten Verlängerungshalbzeit ein Spieler der Gelb-Schwarzen verletzte, spielten beide Mannschaften in der Folge wieder in Gleichzahl, wodurch sich für die Eisbachtaler Räume ergaben. Lars-Hendrik Jung nutzte so eine Gelegenheit zum 3:7-Endstand (115.).

Beinahe wäre dem Defensivmann sogar noch Treffer Nummer drei gelungen (118.), doch freistehend vor VfL-Keeper Lukas Bauer setzte Jung den Ball um weniger Zentimeter links unten vorbei. Doch ein weiterer Treffer wäre sicherlich auch dem Spielverlauf nicht gerecht geworden, denn Oberbieber hielt über weite Teile der Partie die Begegnung offen, wobei letztlich mit zunehmender Spielzeit die Kräfte der Gastgeber zusehends schwanden – oder in unnötige Wortgefechte investiert wurden. Letztlich sind die Eisbachtaler mit einem blauen Auge, wie bereits im Vorjahr in Runde eins gegen Burgschwalbach, davongekommen.

Philip Kraft feierte gegen Oberbieber im Tor sein Pflichtspieldebüt für die Eisbären.

Statistik

VfL Oberbieber: Bauer – Neumann, Klare, Velten, Tobias Regehr, Marazyan (77. Milenko Vukmirovic), Halfmann (81. Taha, 90.+ 1 Rempfer), Brathuhn, Arbursu (54. Milos Vukmirovic), Blechschmidt, Dominik Regehr
SF Eisbachtal: Kraft – Kleinmann (46. Moog), Brühl, Trabusch, Leber, Max Hannappel, Hesse, Lauer, Tuchscherer (64. Jost), Reitz (45.+1 Heene), Tautz (83. Jung)
SR: Jan Schmidt (Koblenz)
Zuschauer: 200
Tore: 1:0 Arden Marazyan (36.), 1:1 Max Hannappel (60.), 2:1, 3:1 beide Robin Halfmann (62., FE; 72.), 3:2 Johannes Moog (84.), 3:3 Max Hannappel (86., FE), 3:4 Lars-Hendrik Jung (93.), 3:5 Gabriel Jost (99.), 3:6 Max Hannappel (103.), 3:7 Lars-Hendrik Jung (115.)
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte gegen Pascal Heene (Eisbachtal, 62., Notbremse)