Resolution der Rheinland- und Oberligisten des Fußballverbandes Rheinland an den DFB

Der Frust bei den Amateurvereinen ist groß: Der neue Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL bringt den Proficlubs über eine Milliarde Euro pro Saison, während die Amateure nur wenig davon profitieren. Die Vereine aus der Ober- und Rheinlandliga aus dem Gebiet des Fußballverbandes Rheinland, darunter auch unser Verein, nahmen dies nun zum Anlass eines Treffens, das mit einer gemeinsamen Resolution an den DFB endete.
 

Neuer Grundlagenvertrag

Beim DFB-Bundestag vom 3. bis 4. November in Erfurt soll ein neuer Grundlagenvertrag zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und der DFL, dem Ligaverband, von den Teilnehmern abgesegnet werden. Der neue Kontrakt sorgt allerdings vor allem bei den Amateurvereinen für Unmut. 1,16 Milliarden Euro pro Saison generieren die Proficlubs zukünftig aus den neuen TV-Verträgen,  an denen die Amateurclubs aus ihrer Sicht nur mit wenigen Zuwendungen in finanzieller Form bedacht werden. 2,5 Millionen Euro will die DFL für den „Masterplan Amateurfußball“ zur Verfügung stellen, von dem die jeweiligen Regional- und Landesverbände profitieren.
 

Bundesliga zu Amateurzeiten

Neben der Erhöhung der TV-Gelder sollen zukünftig auch sonntags Bundesligaspiele um 13.30 Uhr und damit zur besten Amateurspielzeit stattfinden. Das birgt wiederum die Gefahr, dass die ohnehin vielerorts schon niedrigen Zuschauerzahlen in den unteren Klassen und die damit verbundenen notwendingen Einnahmen abnehmen.
 

Vereinstreffen in Koblenz

Aufgrund der Initiative der SG 2000 Mülheim-Kärlich, die als eine von insgesamt vier Mannschaften in der Vorsaison auf das Aufstiegsrecht zur Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar verzichtete, setzten sich am Mittwoch, 5. Oktober, Vertreter von insgesamt elf Vereinen aus der Ober- und Rheinlandliga aus dem Gebiet des Fußballverbandes Rheinland in Koblenz zusammen. Ziel dieses Treffens war es gegenüber dem FVR den Unmut über die aktuelle Situation zu verdeutlichen. Für die Sportfreunde Eisbachtal nahmen an diesem Abend vom Vorstand Uwe Quirmbach und Dieter Kegel an dem Treffen in der Sportschule Oberwerth teil.
 

Gemeinsame Resolution an den DFB

Das Ergebnis des Abends war eine gemeinsame Resolution der Vereine, die von Verbandspräsident Walter Desch bereits an die DFB-Vizepräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch übergeben wurde.
 
Der genaue Wortlaut der Resolution ist hier nun aufgeführt: 
 

Die Vereine der Rheinlandliga und die dem FV Rheinland angehörenden Vereine der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar haben am 5.10.2016 getagt. Ausschließlich diskutiert wurde die Tatsache, dass am Ende der Saison 2015/2016 ein Verein freiwillig aus der Oberliga abgestiegen ist und vier Vereine aus der Rheinlandliga die Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Oberliga verweigert haben.

Im Ergebnis der Diskussion beschlossen die Vereine folgende Resolution:

  1. Die Finanzierbarkeit des Spielbetriebes hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert.
  2. Es ist praktisch nicht möglich, Spieltermine zu finden, an denen nicht gleichzeitig Live-Übertragungen der Profiligen gesendet werden. Die Zuschauereinnahmen bei Spielen der Amateurmannschaften sind mittlerweile so erbärmlich, dass meistens die Schiedsrichterkosten davon nicht mehr gezahlt werden können.
  3. Da die Refinanzierung der Kosten aus dem Spielbetrieb gegen Null tendiert, wird es auch immer schwieriger, eine breit aufgestellte Unterstützung durch Sponsoren und Werbepartner zu generieren, da diese nicht mehr erkennen können, dass selbst gute sportliche Leistungen durch entsprechende Einnahmen der Vereine belohnt werden.
  4. Die Vorstände der Vereine freuen sich, wenn Mäzene die Finanzlücken schließen. Gleichzeitig wächst bei vielen das Unbehagen, was geschieht, wenn diese ihre Unterstützung aufkündigen.
  5. Zudem darf ein wichtiger Aspekt nicht unerwähnt bleiben. In unseren Vereinen, wie in tausenden anderen Vereinen auch, wird Jugendarbeit geleistet. Wir setzen mit unserer ehrenamtlichen Arbeit genau das um, was bei offiziellen Anlässen in Festtagsreden als Gesundheitsvorsorge, Wertevermittlung, Persönlichkeitsbildung und Integration von Flüchtlingen gefeiert wird. Experten sehen den Betrag, der an dieser Stelle für die Gesellschaft erwirtschaftet wird, in einem zweistelligen Milliardenbereich. Es bedarf keiner großen Phantasie, um sich vorzustellen, wie unsere Republik aussehen würde wenn diese eminent wichtige Arbeit nicht mehr oder nur noch stark reduziert geleistet wird, weil die Gelder dafür fehlen.
  6. Es reicht nicht mehr aus, dass führende Persönlichkeiten des DFB und der DFL die Bedeutung des Amateurfußballs und die ehrenamtliche Tätigkeit in den Amateurvereinen lobend erwähnen. Wir als Amateurvereine freuen uns, dass die medialen Vermarktungsrechte der 1. und 2. Bundesliga die Grenze von einer Milliarde Euro pro Jahr überschritten haben. Das ist wichtig für die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bundesligavereine. Aber wir erwarten auch, dass die handelnden Personen des DFB und der DFL einsehen, dass diese Entwicklung zu Lasten und mit Einnahmeverlusten der Amateurvereine geschieht.
  7. Wir fordern daher DFB und DFL auf, Vereinbarungen zu treffen, nach denen 2% der jährlichen Einnahmen aus den medialen Vermarktungsrechten der 1. und
    2. Bundesliga an den DFB zur Weiterleitung an die Landesverbände abgeführt werden. Die Landesverbände unterstützen damit ihre Vereine aus den Bezirksligen, Verbandsligen, Oberligen und Regionalligen.
  8. Der DFB behält zukünftig 10% der Auszahlungen an die Teilnehmer der DFB-Pokalspiele zur Weiterleitung an die Landesverbände ein. Jeweils 20% dieser Summe zahlt der Landesverband bei jeder Runde der letzten 32 Vereine bis zum Endspiel zu gleichen Teilen an die Verlierer aus.
  9. Wir bitten den Landesverband Rheinland, diese Resolution an alle Landesverbände unter dem Dach des DFB zu übersenden, mit der Bitte um die Weiterleitung an deren Vereine ab der Bezirksliga aufwärts.
  10. Ziel der Landesverbände muss es sein, diese Resolution in Antragsform auf dem nächsten Bundestag des Deutschen Fußballbundes zu stellen.
  11. Auf Grund der zurzeit öffentlich geführten Diskussion zum Grundlagenvertrag zwischen DFB-Vizepräsident Rainer Koch und DFL-Präsident Reinhard Rauball erwarten wir, dass der Fußballverband Rheinland umgehend die Führung des DFB und der DFL über diese Resolution informiert.

 
Wir möchten abschließend betonen, dass es uns nicht um einen Konfrontationskurs geht, sondern uns die Sorge um die prekäre Situation des Amateurfußballs zu dieser Resolution veranlasst hat. 

Peter Rauen (FSV Salmrohr) und Wilfried Zils (SG Mülheim-Kärlich) im Auftrag der Vereine FV Engers, TuS Mayen, SG Mülheim-Kärlich und FSV Salmrohr, stellvertretend für alle anderen Vereine.