Vorgezogene Weihnachten in Gonsenheim: Eisbachtaler verteilen bei 1:6-Klatsche zu viele Geschenke

Dass die Eisbachtaler Sportfreunde die Bescherung vier Monate vor Weihnachten kurzerhand einfach in den Sommer vorverlegten, damit hatte in der Fußball-Oberliga der SV Gonsenheim sicher nicht gerechnet. Doch die Landeshauptstädter bekamen von den Eisbären bei 31 Grad im strahlenden Sonnenschein am heimischen Wildpark ein Gastgeschenk nach dem anderen auf dem Silbertablett serviert und gewannen letztlich mit 6:1 (4:1). Eine Klatsche, mit der auf der Gegenseite die Westerwälder am Ende noch mehr als gut bedient waren.


Dabei erwischten die Eisbachtaler in einer wilden Anfangsphase sogar den besseren Start: Einen aus dem Halbfeld geschlagenen Freistoß bugsierte Devran Erol halb per Kopf und halb per Schulter über den aus seinem Kasten eilenden SVG-Keeper Paul Simon hinweg in die Maschen (4.). „Devran hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Er hat gefightet und wenig Fehler gemacht. Damit war er aber leider einer der wenigen“, durfte sich der 20-Jährige auch prompt ein Lob nach der Partie von seinem Trainer Thorsten Wörsdörfer abholen. Erol war allerdings nur ein kleiner Lichtblick in einer Eisbachtaler Elf, die dieses Mal auch aufgrund gleich vier Ausfällen von Stammkräften (Reitz und Plum gesperrt, Brühl und Arnolds krank/verletzt) mit einer Fünferkette auflief. Die defensivere Grundausrichtung sollte den Gästen in Mainz mehr Stabilität verleihen, was allerdings nur ganze fünf Minuten funktionierte: Jan Vogel schaltete gegen die zu passive Gästeabwehr im Eisbachtaler Strafraum am gedankenschnellsten und traf aus dem Gewühl heraus prompt zum Ausgleich. Und auch die dritte Chance des Spiels sollte direkt zum Tor führen: Nachdem sich SFE-Defensivmann Finn Müller, der dieses Mal in der Innenverteidigung ranmusste, verschätzt hatte, konnte Abdellatif El Mahaoui nahezu ungehindert auf links durchlaufen und den mitgelaufenen Yannik Steven Ischdonat bedienen, der für Gonsenheim nur noch einschießen brauchte zum 2:1 (7.). 

Unter den Augen ihrer Mitspieler duellieren sich Gonsenheims Ruben Miguel Conceicao Fernandes (2. von links) und Eisbachtals Maximilian Janz (4. von links) um den Ball.

Was dann folgte, war für die mitgereisten Eisbachtaler Fans nur schwer anzusehen: Die Gastgeber, die im Vorjahr als Oberliga-Vizemeister knapp nur in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Südwest gescheitert waren, erspielten sich Chance um Chance und stellten ihre spielerische Klasse immer wieder unter Beweis. Sie wurden dazu allerdings auch immer wieder fahrlässig von den vorweihnachtlich Geschenke verteilenden Eisbachtalern eingeladen, die sich nur wenig oberligareif präsentierten. Beim 3:1  verlor Finn Müller während eines eigenen Angriffs am Gonsenheimer Strafraum den Ball, wonach die Gastgeber blitzschnell umschalteten und Abdellatif El Mahaoui nach einem Sprint über drei Viertel des Feldes SFE-Schlussmann Niklas Kremer nur noch zu Umkurven brauchte (29.). Vor der Pause erhöhte dann erneut der sehr präsente Abdellatif El Mahaoui nach einem starkem Querpass von rechts von Max Klein zum 4:1-Halbzeitstand (42.). Am liebsten hätte Eisbachtals Trainer Thorsten Wörsdörfer schon zur Halbzeit die komplette Mannschaft ausgewechselt, er beließ es allerdings letztlich beim Tausch von Maximilian Janz für Lirim Orani.

Nach der Pause schafften es die Eisbachtaler dann sich etwas zu berappeln und selbst einige wenige Entlastungsangriffe zu fahren und damit Chancen zu kreieren: Jonas Kahles setzte freistehend vor SVG-Torwart Paul Simon den Ball zu weit am langen Pfosten vorbei (48.), ehe Gabriel Jost aus 20 Metern sich ein Herz nahm und Gonsenheims Keeper zu einer Flugparade zwang (51.). Die beste Chance hatte dann, nachdem Gonsenheim zwischenzeitlich nach einem schnellen Umschaltspiel durch Yannik Steven Ischdonat mitten in die beste Eisbachtaler Phase des Spiels hinein auf 5:1 erhöht hatte (53.), Jerome Zey, der nach klasse Zuspiel des energisch nachsetzenden Jonathan Kap aus kurzer Distanz an SVG-Schlussmann Simon scheiterte (59.). Jonas Kahles aus spitzem Winkel (72.) und ein verunglückter Rückpass von Gonsenheims Ufuk Can Kömesögütlü (67.), den sein Torwart gerade noch von der Linie grätschen konnten, waren weitere Gelegenheiten für die Sportfreunde, um Ergebniskosmetik zu betreiben.

Tom Trabusch

Doch die war an diesem Tag aufgrund der Leistung auch nicht wirklich verdient, denn, wenn man Gonsenheim eins vorwerfen konnte, dann war es eine schlampige Chancenverwertung, die ein mögliches zweistelliges Endergebnis verhinderte. Entweder konnte Niklas Kremer noch im letzten Moment klären oder die Eisbären bekamen noch ein Bein dazwischen, weil die Gastgeber es teilweise zu ungenau ausspielten. Letztlich setzte Ufuk Can Kömesögütlü (73.) mit dem 6:1, bei dem sich nach einem langen Ball der herauseilende Eisbären-Schlussmann Niklas Kremer verschätzt hatte, den Schlusspunkt unter den verdienten Heimsieg der Gonsenheimer. 

„Wir waren sehr, sehr dominant, stark und griffig. Dadurch hat der Gegner vielleicht nicht so gut ausgesehen, wie es in den letzten Wochen gegen uns der Fall war. Wir hätten natürlich hinten einige Situationen souveräner verteidigen können und im letzten Drittel die eine oder andere ganz Situation noch klarer ausspielen können. Insgesamt bin ich aber absolut zufrieden mit der Leistung von uns“, freute sich SVG-Trainer Anouar Ddaou , während sein Gegenüber Thorsten Wörsdörfer fand: „Ich muss über das Spiel erst einmal zwei Nächte drüber schlafen. Wir waren heute der beste Assistgeber für Gonsenheim, die gnadenlos effektiv waren. Unsere Fünferkette hat einfach nicht funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben insgesamt zu viele Gastgeschenke verteilt.“

Einen Schritt voraus ist in dieser Szene Gonsenheims Max Klein (rechts), der von Eisbachtals Matti Jung (links) genau beobachtet wird.

Statistik

SV Gonsenheim: Simon – Tepedibi, Kömesögütlü, Engler, Klein (69. Kruse) – Cucchiara (82. Fle Alcazar), Neukirch, Coric (64. Conceicao Fernandes) – Vogel (69. Lapre), El Mahaoui, Ischdonat (64. Yilma)
SF Eisbachtal: Kremer – Jung, Müller (61. Muth), Olbrich, Trabusch (77. Faßbender), Jost – Orani (46. Janz), Erol – Zey, Kap (74. Heuser), Kahles (74. Kilic)
Schiedsrichter: Torben Huss (Beckingen)
Zuschauer: 85
Tore: 0:1 Devran Erol (4.), 1:1 Jan Vogel (5.), 2:1 Yannik Steven Ischdonat (7.), 3:1, 4:1 beide Abdellatif El Mahaoui (29., 42.), 5:1 Yannik Steven Ischdonat (53.), 6:1 Ufuk Can Kömesögütlü (73.)